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Zeitgesteuerte Heuraufe - do it yourself!

Do it yourself?! Wer mich kennt, der weiß, dass ich dem DIY-Hype sehr kritisch gegenüberstehe. Hand auf´s Handwerkerherzchen: wieso sollte ich Stunden meiner durchaus knapp bemessenen Freizeit damit verbringen, mehr schlecht als recht Dinge zusammen zu kleben, die ich auch kaufen kann? Denn wenn ich die Kosten meiner Arbeitszeit aufrechne, komme ich oft weitaus teurer weg als beim Kaufprodukt. Und meine Finger bleiben auch heile. Wem´s Spaß macht zu flechten, schrauben, kleben und basteln: Okidoki. Ich verbringe meine Freizeit lieber direkt bei den Ponys und lasse andere basteln. Jedem das Seine. 

Nun bin ich aber von einem DIY-Projekt so überzeugt, dass ich gar nicht umhin kann, davon zu berichten. Ich bin sogar regelrecht neidisch auf dieses Meisterwerk: Die liebe Helene vom Team-Shetty-Sport ist nämlich stolze Besitzerin einer zeitgesteuerten DIY-Heuraufe. Bei meinem letzten Besuch durfte ich das Teil in Augenschein nehmen. 

Warum überhaupt eine zeitgesteuerte Heuraufe?

Das komplette Team Shetty-Sport ist Selbstversorger (by the way: Kennst Du überhaupt schon unser Bautagebuch?). Wer seine Pferde als Vollzeit-Berufstätiger selbst versorgt, weiß, wie viel Arbeit das bedeutet. Ich will mich gar nicht über das Selbstversorger-Dasein  beschweren, denn im Grunde liebe ich es. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es nichts mit Wendy-Romantik zu tun hat: Oft verbringt man mehr Zeit mit der Arbeit in und um den Stall als wirklich mit dem Pferd.


INFO

Magen-Darm-Kräuter Pferd

Genügend Heu ist wichtig und die Grundlage für eine gesunde Pferdeernährung! Aber leider sind die meisten Wiesen und das daraus gewonnene Heu eigentlich gar nicht so recht für die Pferdefütterung geeignet: Es fehlt an der Kräutervielfalt! Guckt man auf unsere Heuwiesen oder Pferdeweiden, findet man meist nur Weidelgras, Löwenzahn und Klee (nicht zu vergessen: der lästige Ampfer). Die Kräutervielfalt, die Pferde aber eigentlich brauchen und die sie sich in freier Wildbahn suchen würden, fehlen. Deswegen ist es wichtig, diese Kräuterarmut zu kompensieren. Wir füttern deswegen qualitativ hovhwertige Kräutermischungen zu. Im *Shop der Pferdeflüsterei findest Du tolles Kräuterfutter . Die Kräuterprodukte duften himmlisch und die Pferde lieben sie! Eine meiner Lieblingsmischungen ist z.B. die *Magen-Darm-Flora-Mischung. Wir haben damit prima Erfahrungen in Zusammenhang mit Kotwasser gemacht. Denk bitte daran: Wiesen und Heu sind heute meist für Hochleistungskühe angelegt und haben oft nicht mehr viel mit richtigen Pferdeweiden zu tun!


Darum ist man auch ständig auf der Suche nach Arbeitserleichterung. Und Helene ist das mit ihrer Heuraufe gelungen. Zu den Umständen: Ja, wahrscheinlich ist eine Heu ad libitum Fütterung das Beste für´s Pferd. Zumindest in der Theorie. Helene hat (wie auch Yvonne und ich) eine sehr gemischte Stuten-Herde: ein Hannoveraner, ein Pinto-Mix und zwei Mini-Shettys sorgen für unterschiedliche Bedürfnisse. Gerade weil wir mehrere Pferde besitzen, müssen wir einen Kompromiss finden, der allen Beteiligten gerecht wird. Ein Einsteller hat es da schon sehr viel leichter: Passt die Herde nicht, wechsle ich den Stall. Passt mir die Fütterung nicht, beschwere ich mich beim Stallbesitzer und wechsle ebenfalls den Stall. Mit einem Pferd wohlgemerkt - kein Problem. Wir und unsere Pferde MÜSSEN miteinander zurecht kommen. Das erfordert einige Managementmaßnahmen. Und dazu gehört auch dafür Sorge zu tragen, dass die Shettys gesund bleiben. Das tun sie aber nicht, wenn sie sich 24 Stunden lang mit Heu vollstopfen. Ich behaupte nicht, dass eine ad libitum Fütterung bei Shettys überhaupt nicht funktionieren kann. Aber Helenes und auch unsere Shettys sind vom Modell "Staubsauger ohne Sättigungsgefühl". Ergo: Ausreichend Rauhfutter ja - aber reglementiert.  

zeitgesteuerte Heuraufe im Offenstall
So sieht es aus, das gute Stück! Die selfmade zeitgesteuerte Heuraufe!

Und nun kommen wir zur Arbeitserleichterung: Wo Helene früher öfter am Tag Heurationen verteilt hat, muss sie jetzt nur dafür Sorge tragen, dass der Heuballen in der Raufe gewechselt wird, wenn alles weggefuttert ist. Alles andere erledigt die Heuraufe selbst: Eine Zeitschaltuhr öffnet die Heuraufe dreimal am Tag für einen festgelegten Zeitraum. Für die Pferde bedeutet das: Ausreichende aber angepasste Rauhfuttermengen, wobei sich die Fresspausen kontrollieren lassen.

Wie funktioniert die zeitgesteuerte Heuraufe?

Eigentlich sagt es ja schon der Begriff: Eine Zeitschaltuhr sorgt dafür, dass die stabilen LKW-Planen zu fest vorgegebenen Zeiten mit einem Motor nach oben oder unten gefahren werden. 

 

zeitgesteuerte Heuraufe im Offenstall, Motor
Die Kommandozentrale - Zeitschaltuhr, am Dach der Raufe befestigt

Die Planen sind zusätzlich beschwert, damit auch starker Wind (oder hartnäckige Shettys) die Planen nicht nach oben schieben oder aus den Schienen drücken kann.

zeitgesteuerte Heuraufe im Offenstall, Plane
Die beschwerten Planen verlaufen in Schienen und bleiben dort, wo sie sollen!

Damit die Pferde langsam fressen, ist der Rundballen mit einem Heunetz überspannt. Besonders schön finde ich Helenes "Reste-Lösung": Der Heuballen liegt auf einem Gitter. Das Heu, das durch dieses Gitter fällt, kann sie durch eine Klappe entfernen. So bekommen die Pferde immer frisches Heu, weil das "Abfall-Heu" sich nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ansammelt.

zeitgesteuerte Heuraufe
Die schwarze Klappe lässt sich öffnen - hier können die Heureste entfernt werden. Dir "Überrollbügel" am Ende der Planen sorgen zusätzlich dafür, dass nicht mal das gewitzteste Shetty die Plane mit der Schnauze nach oben drücken kann.

Und wie finden das die Pferde?

Die finden das super knorke! In der Eingewöhnungsphase war Helene natürlich immer dabei, wenn sich die Planen geöffnet oder geschlossen haben. Da gab es aber keine Probleme: Die Pferde haben das Prinzip sofort verstanden. Die Fressgitter sind  mit so großem Abstand angebracht, dass sich kein Pferd selbst strangulieren kann (leider kommt das bei Selbstbauten gar nicht so selten vor...). Außerdem ist ausreichend Platz vorhanden, sodass alle vier kleinen und großen Vierbeiner gemütlich und gemeinsam Heu mümmeln.

Hier siehst Du den ersten Versuch mit der Heuraufe. Beim Erstversuch war der Rundballen noch nicht mit einem Heunetz überspannt. Als sich die Rollos zum ersten Mal schließen, sind die Pferde noch ein klein wenig irritiert:

Und so sieht das Prozedere nach ein wenig Eingewöhnung aus: Zufriedene Pferde!

Und wie hat Helene die Heuraufe gebaut?

Naja. Ehrlicherweise muss man sagen, dass vielmehr Georg (Helenes Lebensgefährte) die Heuraufe konstruiert hat. Aber Helene hat fleißig Anweisungen gegeben. Georg, der Super-Heuraufen-Man, hat so einige Tage Arbeit investiert. Es musste geschweißt und lackiert, zugeschnitten und angeschlossen werden. Ich denke, die Bilder sprechen für sich: Hier war ein Profi am Werk!  

Und das ist auch richtig so. Denn hier möchte ich nochmals meine DIY-Bedenken einbringen: Es gibt durchaus "Zerstörer"-Ponys. Gerade Heuraufen müssen so stabil gebaut sein, dass die Sicherheit der kleinen Heufreaks zu keinem Zeitpunkt gefährdet ist. Von der Stabilität und der Planung von genügend Abstand einmal abgesehen, muss die Verarbeitung auch ohne scharfe Ecken, hervorstehende Schrauben etc. erfolgen. Wer das selbst  - so wie Georg - kann: Chapéau! Nix wie ran an´s Konstruieren. Wer es aber nicht kann, der sollte sich wirklich kompetente Hilfe holen.


INFO

Du willst selbst eine zeitgesteuerte Heuraufe bauen? Hier habe ich Dir die einzelnen Bauschritte und Maße von Helenes Heuraufe beschrieben.


DIY heißt übrigens nicht: Billig. Bei Gebrauchsgegenständen wie einer Heuraufe müssen die verbauten Stoffe eine entsprechende Qualität aufweisen (hier sind wir wieder beim Thema Sicherheit!). Diese Materialien kosten aber auch Geld. Ich habe bei Helene nachgefragt: Die Materialkosten beliefen sich auf über 1.200 €. NUR Materialkosten. 

Insofern: Drum prüfe, wer sich der DIY-Bewegung anschließt! Ist man selbst handwerklich begabt und hat das richtige Werzkzeug, kann man sich eine Heuraufe nach den exakten, eigenen Vorstellungen bauen. Das finde ich klasse! Ist man weniger begabt, gibt man viel Geld für Material aus, und hat womöglich eine instablie Raufe, die bald im Sperrmüll landet.

Helenes Heuraufe ist jedenfalls MEGA gut! Ja. SO ein Teil hätte ich auch gerne. Ob Georg nochmal Hand anlegt?

 

In diesem Sinne: Be shettylicious. Ruth vom Team Shetty-Sport

TAGS: Offenstall  DIY


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