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Das Bautagebuch - Die Ponys sind eingezogen!

Yvonne baut einen eigenen Stall für die Praxis für Ergo- und Reittherapie. Und mit unserem Bautagebuch nehmen wir Dich mit auf unsere spannende Reise - von der Bauplanung bis hin zum Einzug der Ponys! 

Seit dem letzten Blogbeitrag zum Bautagebuch hat sich so einiges getan. Was genau? Das erfährst Du  jetzt:


INFO

Es freut uns wirklich sehr, dass sich bereits im Vorfeld der konkreten Maßnahmen so viele Menschen für unser Stallprojekt interessieren. Aber bitte seht davon ab, uns nach Einsteller-Plätzen zu fragen. In unserem Stall werden ausschließlich unsere eigenen Therapieponys wohnen. Wir werden keine Einsteller aufnehmen. Danke für Euer Verständnis!


Kisten über Kisten...

Es ist immer wieder unglaublich, was man so alles ansammelt. Ich bin nun wirklich ein alter Hase, was Umzüge angeht: Neun Umzüge habe ich nun schon hinter mir. Und einen Stallumzug. Ich denke, ich kann guten Gewissens behaupten: Ich weiß, wie man Umzugskartons packt. Ich weiß auch, wie wichtig es ist, regelmäßig auszumisten - denn Platz füllt sich. Mal mit sinnvollen und mal mit weniger sinnvollen Dingen. Zudem gehören weder Yvonne noch ich zur Schibbi-Schabbi-Fraktion: Die neuste Eski-Kollektion treibt unseren Puls nicht in die Höhe, sodass unsere Sattelschränke nun auch nicht vor Schabracken, Glitzerstirnriemen und farblich abgestimmten Bandagensets überquellen. 

Aber wir haben eine andere Leidenschaft: Equipment! Stangen, Cavalettis, Wippen , Podeste , Pylonen, Slalomstangen & Co. besitzen wir in Hülle und Fülle. Und ganz ehrlich: Natürlich hat auch jedes der fünf Ponys mindestens eine Abschwitzdecke und eine Regendecke, ein Knotenhalter, eine Trense, ein Stallhalfter und und und... Auch wenn wir nicht im Lala-Land der Schibbi-Schabbis leben, gibt´s selbstredend (in überschaubaren Maßen) das ein oder andere Teil, das man nicht unbedingt braucht, aber einfach schick aussieht. 

Und dann gibt es da noch Futter, Stallapotheke, Sättel, Hufschuhe, Werkzeug, Helme, Weidezaunbatterien, Schubkarren...Als Selbstversorger beschränkt sich die Pferdeausrüstung nämlich nicht auf ein kleines Sattelschränkchen. Du verstehst worauf ich hinaus will: Es gibt unglaublich viel Kram, der verpackt und transportiert werden will. 

Die Innenausstattung der Lagerhalle ist zum Umzugstag noch nicht ganz fertig, d.h. weder unsere Sattelschränke noch Regale können angebracht werden. Ergo: Das Zeug muss erstmal in den Kartons bleiben. Damit man aber auch alles wiederfindet, müssen die Kartons systematisch gepackt und beschriftet werden. Ganz klar: Mein Kompetenzbereich. Habe ich schon erwähnt, dass ich Kisten packen trotz meines beachtlichen Umzugskontos so richtig doof finde?!  Aber egal - Augen zu und durch. Durch den Kartonwald. 

Schubkarre voraus!
Schubkarre voraus!

Nach einer Woche Kisten packen und gefühlten 100 Fahrten mit dem Anhänger ist es endlich soweit: Der alte Stall ist geräumt. Nur noch die Ponys stehen ein wenig einsam und verlassen im alten Stall, der jetzt kahl und unpersönlich wirkt.

We like to move it!

Und plötzlich ist er da: Der Tag des Pony-Umzugs. Wir sind AUFGEREGT! Die Schwedenhäuschen sind im letzten Moment mit Strom ausgestattet worden, die Selbsttränken plätschern fröhlich, die Einstreu ist verteilt, der Stromzaum brummelt vor sich hin. Eigentlich ist alles gut. Aber irgendwie doch nicht. Wenigstens zwei unserer Shettys sind kleine Ausbrecher-Königinnen: wir haben den Stromzaun Alcatraz-sicher gemacht. Aber trotzdem: reicht Alcatraz aus? Ich meine, Clint Eastwood hat es in Flucht aus Alcatraz doch auch geschafft! Werden die Pferde die Totholzhecke mögen oder waren die vielen, vielen Arbeitsstunden daran umsonst? Und was ist mit der Bahn? (Hinter dem Trail verläuft die Bahnstrecke - deswegen gibt es auch zwei Zäune, denn doppelt hält besser).  Flippen die Ponys aus, wenn der Zug tockernd vorbei rauscht? 

Man plant monatelang, um alle Gefahren und Risiken auszuschließen, um den Ponys das Leben so artgerecht wie möglich zu gestalten und um für sich selbst einen effektiven Arbeitsablauf zu gewährleisten. Und eigentlich weiß man, dass alles funktionieren muss. Schließlich ist der Plan durchdacht. Aber die letzten Momente, bevor dann endlich das finale Ereignis eintritt, auf das man monatelang hingefiebert hat...Tja, die sind dann doch auf eine verquere Art und Weise schlimm. Und man zweifelt und überlegt wieder und wieder, ob man wirklich ALLES bedacht hat. 

Warmblut, Lewitzer, gemischte Herde, Offenstall
So ist die Welt für Stella wieder in Ordung!

Mit einem letztlich freudigen und zugleich mulmigen Gefühl fahren wir mit dem Pferdeanhänger an den Stall. Zuerst sollen Lilly-Lou und Piper in die neue Heimat. Nachdem wir lange, lange, laaaaaaaaange das Verladen geübt haben (dazu gibt es bald einen eigenen Blog-Beitrag), sind die Ponys sofort im Anhänger. Ok, los geht´s. Die Fahrt zum neuen Stall dauert ca. 10 min. Das mulmige Gefühl weicht. Und plötzlich fängt es an, sich ganz leicht anzufühlen. Wir parken direkt vor den Schwedenhäuschen, weil der Reitplatz noch nicht fertig ist. Das gescheckte Duo steigt entspannt aus dem Hänger und lässt sich von der Baustelle nicht beeindrucken. Wir führen die beiden direkt auf den Trail. Lilly-Lou enteckt die Wippe. Und nachdem Wippen für sie dermaßen positiv besetzt ist, guckt sie sich gar nicht weiter um, sondern steigt sofort auf die große Trailwippe. Herrlich. Piper ist ebenfalls tiefenentspannt und mümmelt sofort Heu. 

Ein unverkennbares Klingeln kündigt sie an: die Agilis kommt. Na prima. Die Ponys sind noch keine 10 Minuten hier und schon kommt der Zug. Zu unserer großen Überraschung interessiert sie der Zug überhaupt nicht. Ein kurzes Aufblicken - das war´s. Wir sind beruhigt und machen uns sofort wieder auf den Weg. Das mulmige Gefühl kehrt zurück: Herdenchefin Stella soll jetzt gefahren werden. Und unsere liebe Stella hat einen ausgeprägten Herdentrieb, der sie dazu veranlasst, in einer Lautstärke, die einem AC/DC-Konzert alle Ehre macht, nach ihrer Herde zu wiehern. Lautstark Wiehernd steigt sie also  in den Hänger. Und als sie am neuen Stall vom gescheckten Duo begrüßt wird, sind Wiehern und Aufregung wie von Zauberhand verschwunden.

Die letzte Fahrt steht an: Blümi und Rony-Pony müssen sich noch auf den Weg nach litte Bullerbü machen. Rony-Pony ist unser kleines Sensibelchen, sie spürt unsere Nervosität und will nicht gleich in den Hänger. Nach kurzer Zeit steht sie aber doch fahrbereit und wir verlassen die alte Heimat - für immer. Es ist amtlich: Wir sind ausgezogen. Am neuen Stall angekommen sind alle Fünf sofort relaxt - trotz der neuen Umgebung und trotz des vorbei knatternden Zugs.

Offenstall, Paddock Trail, gemischte Pferdeherde
Der Paddock-Trail ist erkundet und von den Ponys für gut befunden worden.

Gut. Der Trail wurde also schon einmal von den Ponys abgenommen und für gut befunden. Aber wie sieht es mit den Bullerbü-Häuschen aus? Schließlich sollen die Ponys dort Unterstand und Wasser finden. Aber auch hier: Kein Problem! Den Ponys stehen insgesamt fünf Schwedenhäuschen zur Verfügung. Zwischen dem dritten und dem vierten Häuschen beginnt der Trail-Weg. Zum Trail hin sind die Türen der Hütten, die natürlich keine Zwischenwände haben, offen. Die Ponys können also frei entscheiden, ob und in welche der Hütten sie gehen, oder ob sie lieber den Trail erkunden. Sobald der Reitplatz fertigt gemacht wird, gibt es sogar zum Reitplatz hin noch einen Paddock mit Zugang zu allen Hütten. 

Offenstall Pferd Skandwood

Am Anfang herrscht noch etwas Skepsis - gerade bei den Shettys. Lilly-Lou streckt erstmal für eine Zeit nur den Kopf in die Hüttchen, während Rony-Pony und Blümi abwarten, wie sich Lilly-Lou entscheidet. Aber nach kurzer Zeit sind auch die Schwedenhäuschen in Beschlag genommen:

Offenstall Shetty Skandwood
Blümi hat ihr neues Zuhause schon erobert.

Und nun kann endlich Ruhe einkehren - bei den Ponys und bei uns. Nach einem anstrengenden Umzugstag legt sich die Dämmerung über unser kleines Bullerbü. Die Pferde werden ruhiger und auch uns überkommt die Müdigkeit. Mit dem guten Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, lassen wir die letzten Lichtstrahlen an uns vorbei ziehen und freuen uns auf viele schöne Momente im neuen Zuhause.

Offenstall Pferd Skandwood Beleuchtung
Der Abend bricht an und Ruhe kehrt ein. Irgendwie sehr romantisch, unser kleines Bullerbü.

INFO

Pferde artgerecht halten

By the way:

Ich persönlich finde ja, man kann sich nie genug über artgerechte Pferdehaltung informieren!

Wer sich über verschiedene Formen der artgerechten Pferdehaltung interessiert, dem sei das Buch von *Romo Schmidt: Pferde artgerecht halten empfohlen! Dort findest Du super nützliche Infos zum Stall(um)bau und Tipps wie Du die evtl. aktuell nicht ganz optimale Situation Deines Pferde verbessern kannst. Außerdem gibt´s Ratschläge zur Eingliederung, die durchaus problematisch sein kann - und noch vieles mehr!

Ein tolles Buch!


Was sich bereits verändert hat.

Was man schon nach ein paar Tagen erkennen kann: Die Herde wirkt viel ruhiger und in sich geschlossener. Im alten Stall haben wir Blümi und Rony-Pony über Nacht separiert: die beiden sind die Rangniedrigsten und kamen in der Herde einfach nicht zur Ruhe. Die überdachte Liegefläche war begrenzt und so hatten wir uns entschlossen, den beiden Nachts ein wenig Ruhe zu gönnen. Bisher wirkt es so, als ob das nun nicht mehr notwendig ist: Alle fünf verteilen sich friedlich auf die Bullerbü-Hüttchen. Spannend ist auch, dass Lilly-Lou, die sonst immer in der Crew der "Großen" zu finden war, wesentlich häufiger bei den anderen Shettys ist. 

Der Trail wird gut genutzt: Sowohl die Liegefläche als auch die "Laufhindernisse" wie die Brücke oder die schweren Stämme, die auf dem Weg liegen, werden mutig überwunden. Nachdem es nur in den Hütten Wasser gibt, müssen die Ponys immer wieder nach vorne laufen. Während man im alten Offenstall eigentlich nur fressende und dösende Ponys sah, kommt jetzt Bewegung in´s Spiel. Viel Bewegung. Da wir bedingt durch die Baustelle in letzter Zeit nicht so viel wir üblich trainiert haben, stolzieren alle Ponys mit einem kleinen Wohlstandsbäuchchen. Natürlich wird das Training nun wieder aufgenommen, durch die vermehrte Bewegung auf dem Trail erhoffen wir uns aber Unterstützung beim Diätprogramm.

Paddock Trail, Gestaltung, Hindernisse, Pferdewippe, Brücke
Baumstämme, Trail-Wippe und ein Teil unserer X-Brücke sorgen für abwechslungsreiche Bewegung.

Die Totholzhecke

Kannst Du Dich noch an den Blogbeitrag erinnern, in dem ich Dir beschrieben habe, wie wir die Totholzhecke angelegt haben? Ich kann Dir sagen: Alter Falter! Die Ponys stehen drauf wie Popeye auf Spinat! Oder Obelix auf Wildschweinbraten! Man sieht immer eine der fünf Damen an der Hecke knabbern.

Totholzhecke für Pferde im Offenstall

Das Anlegen der Totholzhecke war also definitiv eine sehr gute Entscheidung! Einziger Wermutstropfen: Die Hecke soll Lebensraum für viele Tiere bieten. Zu den ersten Bewohnern gehören in erster Linie Mücken. Wir hoffen nun, dass sich einige Nützlinge finden, deren Speiseplan vor allem Mücken enthält. Aber da wir ohnehin diese Woche eine Bremsenfalle aufstellen werden, sehen wir den Plagegeistern erstmal gelassen entgegen.

Wie es weitergeht

Es ist noch immer viel zu tun. Nächste Woche soll der Reitplatz angelegt werden, danach kommen die Paddocks an die Reihe. Das Reiterstüberl bzw. Wartezimmer ist derzeit eine große Baustelle und die Inneneinrichtung der Lagerhalle muss gestaltet werden.

Aber das ist jetzt alles nicht mehr schlimm. Denn schließlich kann man bei der Arbeit den Ponys beim Dösen zusehen.

 

In diesem Sinne

Be shettylicious! Ruth vom Team Shetty-Sport.