Offenstall mit Paddock-Trail

Nun sind wir also schon fast seit einem Jahr im neuen, therapiegerechten Offenstall mit Paddock-Trail. Die Bauphase von der Antragstellung der Baugenehmigung bis zum Einzug der Ponys habe ich hier für Dich dokumentiert.

Bis auf ein paar klitzekleine Kleinigeiten ist jetzt alles fertig. Ich nehme Dich nun auf einen kleinen, virtuellen Stallrundgang mit - so kannst Du sehen, wie und warum wir unseren Offenstall mit Paddock-Trail gestaltet haben. 

Wir haben uns für die Schwedenhäuschen von Skandwood entschieden - deswegen nennen wir unseren Pferdestall auch gerne Little Bullerbü. Die Schwedenhäuschen sind eigentlich klassische Boxenställe. Lässt man aber die Trennwände heraus, hat man einen prima Offenstall.

Warum keine andere Lösung? Weil es gut ist, ratz-fatz eine Box abtrennen zu können - wenn z.B. ein Pony krank ist. Die mobilen Zwischenwände können mit ein paar Handgriffen aufgestellt werden, sind super stabil und im Ernstfall wirklich nützlich. Und natürlich sehen die Schwedenhäuschen super cool aus!

Auch sehr praktisch: Jedes Häuschen hat mindestens einen Ausgang - so kommen sich die Pferde nicht in die Quere. Um Zugluft zu verhindert, können wir die Ausgänge aber mit entsprechenden Türen verschließen. 

Ausgelegt ist der Stall mit Gummimatten. Das isoliert gerade im Winter prima den kalten Beton. Der Gummi ist natürlich auch etwas weicher als nackter Betonboden. Jeweils eine Boxenfläche im Zweier- und Dreier-Komplex ist dick eingestreut. Die Suche nach der richtigen Pferdeeinstreu hat sich als sehr schwierig und sogar lebensbedrohlich heraus gestellt. Mittlerweile haben wir mit Miscanthus eine Lösung gefunden - hier kannst Du unseren großen Einstreutest nachlesen.

Der Stall ist winterfest konzipiert, d.h. es gibt Rohrbegleitheizungen, vier beheizte Tränkebecken und die Stallungen sind beleuchtet. Was sonst noch essentiell ist für den Winter im Offenstall habe ich Dir hier zusammengefasst. 

Uns war besonders wichtig, dass wir den Ponys viel Bewegungsanzreize schaffen. Auch vor unserem Umzug standen die Damen im Offenstall - jedoch haben sie sich dort weitaus weniger bewegt. Deswegen haben wir einen Paddock-Trail geschaffen, der befestigt ist. Die Ponys können ihn also jederzeit und ganzjährig nutzen. 

Wasser gibt es an den (beheizten) Tränkebecken im Stall. Die Pferde müssen zum trinken also immer in die Stallungen. Gefüttert wird vornehmlich am Ende des Trails aus Heuraufen und Heunetzen. Auf dem Trail selbst sorgen kleine Hindernisse wie z.B. eine Brücke oder Baumstämme dafür, dass die Pferde ihre Beine heben. Die viele Bewegung hat sich sehr deutlich auf die  Fitness der Ponys ausgewirkt: alle Pferde und Ponys sind deutlich besser bemuskelt und schlanker geworden. 

Bei der Befestigung haben wir auf unterschiedliche Materialien gesetzt - um für die Ponys (ebenso wie in der Natur) verschiedene, taktile Reize zu setzen. Dieses Konzept hat sich in einer deutlich verbesserten Hufqualität niedergeschlagen. Wir haben in den unterschiedlichen Trail-Abschnitten folgende Befestigungen genutzt: Gummisteine, Pflaster, Paddock-Platten mit Kies und Hackschnitzel. Jeder Tretschicht liegt aber ein entsprechend vorbereiteter Unterbau zu Grunde. So bleiben alle Abschnitte auch bei schlechtem Wetter matschfrei. 

Eine Totholzhecke sorgt für gesunden Knabberspaß bei den Ponys. Ein wunderbarer Zeitvertreib, der nicht auf das Moppel-Konto schlägt. Auf was Du bei der Totholzhecke unbedingt achten solltest, damit sie nicht zum Abtraum für Dich wird, habe ich Dir hier zusammengefasst.

Für unsere drei Shettys und Lewitzer-Pony Piper also ideale Bedingungen: Mageres Heu und viel Bewegung sorgen dafür, dass die Ponys nicht zu dick werden. Warmblut Stella tut die viele Bewegung natürlich auch gut. 

Für die Tretschicht des Reitplatzes haben wir aus verschiedenen Gründen einen Vlieshäcksel-Belag gewählt. Die Teppichschnitzel sind von Otto Reitex. Unsere Erfahrungen: Gemischt. Es wird dazu noch einen ausführlichen Blogbeitrag geben. So viel verrate ich Dir aber jetzt schon:

Die Teppichschnitzel auf dem Reitplatz gefrieren im Winter wirklich nicht. Auch bei fiesen Minusgraden und Schnee konnten wir den Reitplatz nutzen. Das ist toll!

Auch das lästige Abziehen mit dem Bahnplaner fällt weg - das ist natürlich eine nicht unerhebliche Zeitersparnis. So bleibt mehr Zeit für Quality-Time mit den Pferden. Auch die Nachbarn freuen sich darüber, dass sie nicht mit Sandstaub belästigt werden. Insgesamt ist das Feeling auf dem Reitplatz also toll.

ABER - und nun kommt ein sehr großes ABER. Bei heißen und trockenen Temperaturen lädst Du Dich selbst elektrostatisch auf. Kaum berührst Du das Pony zischt es regelrecht - denn Du entlädst Dich am Pferd. 

Beim Reiten ist das nicht weiter schlimm - hier kannst Du Dich einfach am Reitplatzzaun entladen, bevor Du auf´s Pferd steigst. Bei der Bodenarbeit sieht das aber ganz anders aus. Gerade wenn man wie wir vorwiegend mit positiver Verstärkung arbeitet ist so ein elektrischer Schlag mehr als kontraproduktiv! Und Du kannst Dich auch nicht nach jedem Schritt entladen. Die Übergangslösung: Reitplatz bewässern. Dann tritt das Problem nicht auf. Dieser angepriesene Vorteil gegenüber Sandplätzen hat damit nur bedingt Bestand.

INFO

Hier geht´s zu unseren Büchern:

*Ponys ganz groß! und *Kleine Reiter - ganz groß!

Das sechste Schwedenhäuschen ist das Reiterstüberl bzw. der kleine Therapieraum. Hier wurde alles wärmegedämmt, eine Toilette, Küche und eine Heizung installiert. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn sich die Therapiekinder hier tummeln - denn man merkt gar nicht, dass man sich in einer Pferdebox befindet! Das Schwedenhäuschen hat übrigens - wie die Pferdehäuschen auch - die Maße 4 x 4 Meter und ist damit größer als die üblichen Pferdeboxen.

Den Ponys geht es gut - und uns auch! Endlich haben wir den Platz und Freiraum, um schon lange angedachte Herzensprojekte zu realisieren. Unter diesen Bedingungen ist das optimal möglich - mit artgerechter Pferdehaltung, fünf Therapieponys und einem therapiegerechten Pferdestall:

Ruth vom Team Shetty-Sport