In Teil 1 unserer Zwischenbilanz nach drei Monaten im neuen Stall habe ich Dir berichtet, wie sich das Leben unserer Ponys entwickelt hat. Für uns hat sich aber ebenfalls so einiges verändert. Was genau? Das erfährst Du jetzt:
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Es freut uns wirklich sehr, dass sich so viele Menschen für unser Stallprojekt interessieren. Aber bitte seht davon ab, uns nach Einsteller-Plätzen zu fragen. In unserem Stall wohnen ausschließlich unsere eigenen Therapieponys. Wir werden keine Einsteller aufnehmen. Danke für Euer Verständnis!
Längere Wege = mehr Arbeit?
Die Ponys haben wesentlich mehr Platz als im alten Stall. Das bedeutet aber auch, dass sie zwar mehr Bewegungsfreiheit haben, dafür aber auch auf einem größeren Areal äppeln. Jaaaa! Ich weiß, schon wieder das Kacka-Thema. Aber mal ehrlich: als Selbstversorger ist das Abäppeln einfach ein sehr zentrales Feld.
Nun gut, nachdem das geklärt ist, zurück zu den Fakten. Einen Teil der Schwedenhäuschen haben wir mit Miscanthus eingestreut. (Die Suche nach der richtigen Einstreu war nicht nur nervenaufreibend, sondern sogar lebensgefährlich. Alles zur Einstreu erfährst Du hier). Der eingestreute Teil wird vor allem als Klo benutzt. Die Ladies liegen auf den Matten oder auf den Hackschnitzel-Liegeflächen, je nach persönlichem Gusto.
Die eingestreute Fläche ist aber keineswegs die zentrale Toilette. Es gibt zahlreiche andere Flächen, auf denen die Damen gerne abäppeln. Wenn wir ehrlich sind: eigentlich finden sich fast überall Pferdehaufen. Nur den Bereich um die Fressplätze lassen die Ponys kacka-unberührt.
Für uns heißt das: Längere Wege zum Abmisten. Erschwert werden die Wege dadurch, dass wir Baumstämme auf dem Trail platziert haben. Mit einer Schubkarre kommt man nur sehr schwer über diese Hindernisse.
Unsere Lösung: Wir verzichten auf die Schubkarre und nutzen *Gartentrolleys wie diesen. Die Trolleys sind leicht, handlich und lassen sich prima über die Baumstämme und Äste rollen oder heben. Außerdem sind sie unerwartet stabil. Obwohl wir längere Wege haben, dauert das Misten nicht wesentlich länger. Das mag daran liegen, dass es im alten Stall gar keine Naturflächen gab und man JEDEN Mistkrümel gesehen und fast schon ein wenig fanatisch weggekehrt hat. Versteh mich nicht falsch: wir misten nach wie vor sehr gründlich. Nur die Zeit für´s Kehren hat sich vermindert - obwohl wir die Häuschen und die gepflasterten Teile natürlich immer noch täglich kehren. Durch den Einstreuwechsel fällt zudem wesentlich weniger Mistvolumen an - das macht sich deutlich bemerkbar.
Die Zwischenbilanz fällt im Bereich Misten sehr positiv aus: Mit minimal mehr Zeitaufwand kann ein umso schönerer Lebensraum für die Pferde problemlos bewältigt werden.
Die Totholzhecke im Offenstall - Ein (Alb-)Traum
Die Totholzhecke (Blogbeiträge findest Du hier und hier) auf dem Trail bietet unseren Pferden gesunde, faserhaltige Snacks und wird von allen fünf Ponys ganz hervorrangend angenommen. Zu hervorragend. Zumindest, was die Arbeit für uns betrifft:
Hand auf´s Selbstversorgerherz: Für die Ponys ist die Totholzhecke prima. Sie knabbern genüsslich daran, was Hungerfrust vorbeugt und für gute Laune sorgt. Auch allerlei Vögel sieht man auf den Ästen sitzen. ABER - und jetzt kommt ein sehr großes ABER: Erstens residiert unglaublich viel Stechmückengetier im Hotel "Superior Dead Wood". Und zweitens machen die Ponys eine Sauerei, die einer mittelschweren Astexplosion gleicht. Zwischenzeitlich war ich der ernsthaften Auffassung, wir haben keine Pferde im Stall stehen, sondern Biber. Kleine, gefräßige und nimmersatte Biber.
Problem Nummer 1, die Stechmückenplage, konnten wir mit einer Bremsenfalle ziemlich schnell beheben. Ich war skeptisch, aber es funktioniert wirklich. Die Bremsenfalle fängt nicht nur die dicken Bremsen, sondern auch allerlei anderes Steckmückengetier.
Wir haben uns für die Kerbl-Falle entschieden. Der Aufbau war einfach und sie ist entgegen der Erwartungen sehr stabil. Über den Winter haben wir die Halterung draußen belassen, alles andere (Ball, Schirm, Auffangbecher) wird frostsicher eingelagert. Wegen der wirklich erstaunlich guten Funktionsweise finde ich den Preis ok. Im Netz findet man Anleitungen, wie man solche Fallen selber bastelt. Aber wie Du weißt, bin ich kein großer DIY-Fan. Außerdem glaube ich nicht, dass eine DIY-Variante ebenso stabil und langlebig ist - die Einzelteile bei unserer Falle machen nämlich wirklich einen sehr guten Eindruck, was die Qualität betrifft. Aber ich freue mich sehr über Berichte von geschickten Heimwerkern zu DIY-Fallen!
Problem Nummer 2 - die gefräßigen Ponys - bereitet uns schon mehr Kopfzerbrechen. Es ist ja nicht so, dass die Pferde die Äste komplett verdrücken. Aber sie ziehen sie - teilweise mit brachialer Gewalt - aus der Hecke raus und nagen daran rum. Das heißt zum einen, dass wir uns jeden Morgen einem Haufen an losen Ästen gegenübersehen. Und die müssen wieder weg. Denn Liegenlassen macht wenig Sinn. Zum anderen dünnt das die Totholzhecke rapide aus. Wir haben schon einmal fast komplett aufgefüllt.
Unsere Lösung: Nur richtig dicke und schwere Äste machen auf Dauer Sinn. Den Kleinkram haben die Ponys sofort raus gezogen. Einige dicke Äste haben wir mittlerweile an die Balken angeschraubt. Bis aber der ganze Kleinkram verschwunden ist, stehen uns noch einige Aufräumaktionen bevor...Der Nachschub ist zum Glück gesichert. Aber dennoch: Dass die Totholzhecke so gut angenommen wird und damit wirklich viel Arbeit verursacht, damit hätten wir nicht gerechnet.
Wenn Du selbst eine Totholzhecke bauen möchtest, musst Du unbedingt darauf achten, keine Hölzer zu verwenden, die für Pferde giftig sind. Gut geeignet sind grundsätzlich alle Obsthölzer. Das hat uns auch zu Haselnuss verleitet - die Haselnussruten schmecken den Ponys zwar prima und sind auch ungiftig, aber die Hölzer sind viel zu klein und zu dünn, sodass sie super schnell auf dem Trail verteilt wurden. Prima geeignet, weil man meist größere Stämme bekommt, sind Birke und Weide. Auch Hollunder bietet sich an.
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Ein Pony zu halten ist oft gar nicht so einfach. In unserem Blog-Beitrag "Ich kaufe mir ein Shetty als Beisteller?! Besser nicht." habe ich beschrieben, welche Probleme es mit (Klein-)Ponys geben kann.
Gerade die Kleinsten unter den Pferden stellen ganz besondere Anforderungen an Ihre Haltung.
Damit die kleinen Knutschkugeln nicht krank werden, müssen einige Dinge unbedingt berücksichtigt werden. Tipps und Tricks zur Ponyhaltung findest Du in unserem Buch *"Ponys ganz groß - Originelle Beschäftigungsideen für kleine Pferde".
Prima Bedingungen für Therapie und Ordnungsliebende
Der Hauptgrund für Yvonne (hier geht´s zur Praxis für Ergo- und Reittherapie), den neuen Stall überhaupt zu bauen, war in erster Linie ein pferde- und therapiegerechtes Umfeld zu schaffen. Dieser Plan ist wunderbar aufgegangen:
Dadurch dass die Ponys, die gerade nicht in einer Therapieeinheit laufen, relaxt auf dem Trail bleiben können, gestaltet sich die Situation für alle Beteiligten wesentlich entspannter. Zudem wurde in der Lagerhalle ein großzügiger Bereich für die therapeutische Sattelkammer und den Putzplatz geschaffen. Dort haben Therapeuten und Kinder genug Platz, um die Ponys (überdacht) zu putzen. Das Equipment ist auch für die Kleinen gut erreichbar. Das großzügige Platzangebot sorgt dafür, dass alles ordentlich verstaut ist und man sich nicht in die Quere kommt.
Und so laufen die Therapieeinheiten für alle Beteiligten völlig relaxt ab. Das gilt auch für unser "Wieherndes Klassenzimmer". Bei "Wieherndes Klassenzimmer - mit KKP zum Lernerfolg" trainieren Schulkinder von der ersten bis zur vierten Schulklasse ihre Konzentrationsfähigkeit - zusammen mit dem Partner Pferd. Hier ist es natürlich besonders wichtig, dass die Stallumgebung genügend passenden Raum zum konzentrierten Lernen bietet. Alles über das Wiehernde Klassenzimmer und wie Du selbst ein Wieherndes Klassenzimmer abhalten kannst, erfährst Du hier: www.wieherndes-klassenzimmer.com
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Wie man Kindern den fairen Umgang mit dem Partner Pferd beibringt, das erfährst Du von uns in *"Kleine Reiter ganz groß - so lernen Kinder das Pferde-Abc".
Wichtig ist dabei auch, nicht nur kind- sondern auch pferdegerecht zu bleiben!
Schließlich gibt es viel zu viele Reitschulen, in denen die Ponys auf der Strecke bleiben.
Darum: Fair zu Kind und Pferd!
Mit spannenden Spieleideen und Tipps zur kindgerechten Stallausstattung bekommst Du alles an die Hand, um Kindern dabei zu helfen, faire Pferdemenschen zu werden!
Alle Infos zum Buch findest Du hier.
Das Equipment für Therapie (und unser eigenes Training) ist endlich so verstaut, dass man es problemlos erreichen kann. Wollte man im alten Stall z.B. an ein Podest, musste man größere "Umbaumaßnahmen" in Kauf nehmen, d.h. zuerst musste man das ganze Zeug, das auf dem Podest gelagert wurde, weg schaffen. Jetzt ist alles mittels Regalen und Haken sauber verstaut.
Auch der Bereich der "Futterkammer" ist endlich überschaubar. Wir haben uns tolle, neue Futterkisten gekauft. Die kleinen Schätzchen haben innen eine Rutsche. Man befüllt sie von oben und nimmt das Futter von unten heraus - so gibt´s kein lästiges Gekrümel in den Ecken. Früher haben wir das Futter in großen Plastikboxen gelagert. Dort haben sich in den Ecken immer Krümel angesammelt, von denen man nicht so recht wusste, wie lange sie schon ein "Eckendasein" fristen...
Ein Trainingsparadies
Ich finde, für unsere Zwecke haben wir optimale Trainingsbedingungen geschaffen! Zwei Punkte lassen mich besonders in´s Schwärmen geraten:
Die Lagerhalle grenzt an den Reitplatz an - es gibt zwei Tore, durch die man direkt vom Reitplatz in die Lagerhalle kommt. Das ist super praktisch, weil man Equipment für Agility-Parcours und Co. super schnell in den Reitplatz getragen hat. Hinter einem dieser Tore verbirgt sich...Nein, nicht Dein Herzblatt. Viel besser: Der Pferdehänger! Yeah! Unsere Ladies bekommen also jeden Tag ihren Eimer im Anhänger. Der ist natürlich mit Paletten unterlegt, sodass er nicht kippen kann. Aber mal ehrlich: Wie abgefahren cool ist das denn bitte? Die Ponys gehen so ziemlich jeden Tag in den Pferdehänger. Weil es so gar keine Umstände bereitet! Einfach vom Reitplatz aus direkt zum Hänger! Baaaaaam!
Gerade vor dem Umzug hatte wir im alten Stall noch einige Einheiten Verladetraining - damit auch wirklich alles stressfrei funktioniert, am großen Tag. Ich weiß noch, wie es mich immer genervt hat, dass der Hänger "eingebaut" war. Meistens musste man noch Zeug wegschaffen, damit man überhaupt an die Anhängerkupplung kommt. Und dann jedesmal das Auto anhängen.
Jetzt ist alles easy! Trainieren, nach dem Training einfach das Tor aufschieben - und das Pony marschiert in den Hänger. Herrlich! DAS ist für mich wahrer Trainingsluxus. Denn der Pferdehänger ist nun fester Bestandteil des Ponyalltags geworden.
Neben dem easy peasy Hängerplätzchen gibt es für mich einen weiteren Grund zu euphorischen Freudenstänzchen: wir haben den Ponys ein Solarium gegönnt! Früher fand ich die Teile immer irgendwie... naja, Du weißt schon. Ich dachte an schnieke spaßbefreite Damen in weißen Eskiii-Reithöschen, die das Warmblutgeschoss noch eben unter dem Assi-Toaster abstellen. Aber ich muss sagen: Geiles Teil, so ein Solarium. Abgesehen davon, dass es den Ponys einfach sichtlich gut tut, tut es auch mir gut. Die Shettys sind ja so klein, dass man sich locker lässig mit unter´s Solarium stellen kann. Ich weiß, das hört sich ein bisschen freaky an. Aber ganz ehrlich: An diesen ätzenden, grauen, widerlich nebligen Herbsttagen tun Wärme und "Sonne" einfach gut! Yeah!
Leben auf dem Präsentierteller?
Der Reitplatz liegt direkt neben der Straße. Gerade zu Beginn der Bauarbeiten zogen völkerwanderungsmäßig Menschenzüge an der Baustelle vorbei. Die Völkerwanderungen sind abgeklungen, aber natürlich liegt man - so gut einsehbar - auf den Lieblingsrouten der Spaziergänger. Bevorzugt von Mamas und/oder Omis und ihren (Enkel)Kindern.
Und nun kommen wir zu einem Thema, das mich wirklich, wirklich nervt. Es ist völlig ok, wenn Spaziergänger zugucken. Werde ich beim Training angesprochen, gebe ich gerne freundlich Auskunft oder weise ebenso freundlich darauf hin, dass ich mich auf´s Pony konzentrieren muss und keinen Zeit für einen Plausch habe. In den aller meisten Fällen stören mich Zuschauer also überhaupt nicht.
Dann gibt es da aber noch die anderen. Die sich einfach ungefragt durch Abzäunungen quetschen. Oder ihre Kinder auf der offensichtlich frisch angesäten Fläche vor dem Zaun Baggerfahrer spielen lassen. Liebe (Groß-)Eltern: Ich weiß, unsere Ponys sind interessant. Um nicht zu sagen super toll - das finde ich auch. Aber wie würde Euch denn Folgendes gefallen:
Ich finde Euren Garten auch super spannend! Also springe ich einfach über Euren Zaun und ackere locker lässig mit meinem Getrample Eure neu bepflanzten Flächen um, sodass Ihr sie gleich wieder neu bestücken dürft! So eine Bepflanzung kostet ja nix und macht natürlich auch gar keine Arbeit. Und dann turne ich noch auf Eurem neuen (und nicht gerade billigen) Zaun, reiße daran und trete mit meinen dreckigen Schuhen dagegen. Damit ich auch gut sehen kann, was sich so tut, hinter Eurem Zaun.
Wie? Das findet Ihr nicht so toll? Kann ich gut nachvollziehen. Ist kacke. Dann lasst das aber bitte auch bei uns bleiben. Wir haben unsere Zäune - ebenso wie Ihr - aufgestellt, damit gerade nicht jeder ungefragt das Grundstück betreten kann. Ebenso wie Ihr mögen wir schön bepflanzte Flächen. Diese Flächen bleiben aber nicht lange schön, wenn man sie faktisch umgräbt. Deshalb ganz deutlich:
Unser Pferdestall ist kein Kinderspielplatz!
Mein Fazit
Der letzte Punkt nervt natürlich zuweilen. Aber alles in allem bin ich glücklich. Sehr glücklich. Weil es unseren Pferden einfach wunderbar gut geht im neuen Zuhause. Und das ist schließlich das Wichtigste.
In diesem Sinne
Be shettylicious! Ruth vom Team Shetty-Sport.