Die Ponys sind schon vor einigen Wochen in´s neue Zuhause eingezogen. Ein entscheidendes Stück der Anlage war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig: Der Reitplatz!
Das hübsche Rechteck hat nochmal richtig viel Nerven und Zeit gekostet. Denn - wie immer - ist es natürlich nicht damit getan, einfach ein wenig Sand auf die Wiese zu kippen. Was alles rund um den Reitplatzbau zu tun ist, erfährst Du jetzt!
INFO
Es freut uns wirklich sehr, dass sich so viele Menschen für unser Stallprojekt interessieren. Aber bitte seht davon ab, uns nach Einsteller-Plätzen zu fragen. In unserem Stall wohnen ausschließlich unsere eigenen Therapieponys. Wir werden keine Einsteller aufnehmen. Danke für Euer Verständnis!
Der Zaun
So ein Reitplatz braucht natürlich einen Zaun als Begrenzung. Da sich Yvonne für einen - äußerst schicken - Holzzaun entschieden hat, muss dafür Sorge getragen werden, dass der Zaun auch lange so schick bleibt wie momentan. Verwendet wird durckimprägniertes Holz, das sehr witterungsbeständig ist. Die beste Druckimprägnierung hilft aber nichts, wenn das Holz einer Dauerfeuchtigkeit ausgesetzt wird. Das ist immer dann der Fall, wenn Holz direkten Kontakt mit dem Erdreich hat. Vereinfacht ausgedrückt: Auch das beste Holz verrottet ziemlich schnell, wenn ich es einfach so in den Boden schlage und ungeschützt der dauerfeuchten Erde preisgebe.
Die Balken werden daher in Rohre gesteckt, die wiederum in den Boden betoniert werden. Der findige Leser brummelt jetzt - ebenso wie ich - "It´s all about Beddonieren, Baby". Hach ja, die Betonarbeiten lassen einen einfach nicht los.
Mit einem Erdbohrer werden die Löcher für die Rohr-Balken-Konstruktion gebohrt. Es könnte dabei alles so schön sein. Ist es aber natürlich nicht. Erinnerst Du Dich an den Beitrag zu den Erdarbeiten? Nein? Dann entweder nochmal schnell nachlesen oder mit der Kurzversion klar kommen. Das Erdreich wurde natürlich verdichtet. Und in dieses massiv verdichtete Ungetüm mussten eben die Löcher gebohrt werden. NICHT witzig. Überhaupt nicht witzig.
Der Zaunmontage selbst ist wiederum ein Kapitel für sich. Da Holz ein Naturprodukt ist, sind einige Balken krumm. Damit alles schniecke aussieht und gerade die Reitplatzeinfassung ihren Zweck erfüllen kann, ist Präzisionsarbeit von Bauleiter Pedi gefragt. Nur für Aufbau des Zauns und Montage der Einfassung kann man locker lässig drei bis fünf Tage Arbeit veranschlagen.
Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen: Die harte Arbeit, an der viele fleißige Helfer beteiligt waren, hat sich gelohnt:
Der Unterbau
Gut, der Zaun ist erledigt. Weiter zum nächsten Punkt auf der To-Do-Liste. Damit der Reitplatz später nicht zum Sumpfgebiet mutiert, muss der Untergrund entsprechend vorbereitet werden. Der Unterbau besteht aus dem Mutterboden (Tragschicht) und einer Zwischenschicht (Trennschicht). Erst darauf kommt die Tretschicht, also die Schicht, die man sieht und auf der das Pferdchen munter läuft.
Der Unterbau muss so verdichtet werden, dass alles schön fest wird und die Pferde später den Unterbau nicht nach oben treten, wenn sie z.B. ausgelassen galoppieren. Zunächst wird der Mutterboden nochmals mit schwerem Gerät verdichtet. Darauf kommt ein Mineralgemisch, das dafür sorgt, dass Wasser gut versickert und das wiederum mit Rüttelplatte und Co. verdichet werden muss. Hört sich einfach an? Ist es nicht. Allein hierfür kann man schon ein paar Tage Arbeitszeit rechnen.
Die Tretschicht oder "was habt Ihr denn da?"
Im alten Stall bestand die Tretschicht aus einem Holz-Hackschnitzel-Gemisch. An sich ein ganz guter Boden. Wir empfanden es aber schnell als störend, dass der Pflegeaufwand ziemlich hoch ist. Erstens muss man gefühlt schon bei den ersten Sonnenstrahlen des Jahres mit dem Bewässern anfangen - außer man möchte in einer Staubwolke arbeiten. Zweitens muss der Platz - je nach Häufigkeit der Nutzung - mindestens einmal in der Woche abgezogen werden. Das ist lästig. Hinzu kommt, dass der Platz z.B. in diesem Winter für 6-8 Wochen eigentlich gar nicht benutzbar war, weil er komplett durchgefroren ist. Bei strengen und langen Wintern bedeutet das nichts Gutes für´s Training.
Die Entscheidung war schnell getroffen: Eine Alternative muss her. Bei einem unserer Kurse durften wir einen Volltextilplatz kennen lernen - und waren sofort begeistert. Die Tretschicht besteht aus Teppichschnitzeln. Entgegen der Vermutung einiger erstaunter Zaungäste fährt man natürlich nicht mal eben zum nächsten Möbelhaus und holt sich eine Ladung Teppichreste. Die Teppichschnitzel sind speziell für den Reiplatzbelag hergestellt. Wir haben uns für die Firma Otto und den Otto ReiTex entschieden.
INFO
Ein Pony zu halten ist oft gar nicht so einfach. In unserem Blog-Beitrag "Ich kaufe mir ein Shetty als Beisteller?! Besser nicht." habe ich beschrieben, welche Probleme es mit (Klein-)Ponys geben kann.
Gerade die Kleinsten unter den Pferden stellen ganz besondere Anforderungen an Ihre Haltung.
Damit die kleinen Knutschkugeln nicht krank werden, müssen einige Dinge unbedingt berücksichtigt werden. Tipps und Tricks zur Ponyhaltung findest Du in unserem Buch *"Ponys ganz groß - Originelle Beschäftigungsideen für kleine Pferde".
Klare Vorteile:
- Teppich ist pflegeleicht: Bewässern und Abziehen entfällt. Man hört immer wieder, man müsse die Teppichplätze manchmal bewässern, da auch sie bei sehr heißen Temperaturen stauben würden. Wir haben nun schon einige Tage mit über 30 Grad hinter uns und konnten bisher kein Staubproblem feststellen.
- Teppich ist weitestgehend frostunabhängig und damit ganzjährig bereitbar: Die Schnitzel an sich gefrieren nicht. (Wenn ich aber eine dicke Schneeschicht darauf festtrete, besteht natürlich ebenfalls ein "Eis-Problem").
- Teppich verottet im Gegensatz zu den Hackschnitzeln nicht. Am alten Stall musste das Sand-Holz-Gemisch sogar einmal ausgetauscht werden, weil der Verottungszustand des Holzes den Platz in ein Matschloch verwandelt hat. (Auch hier ist wohl Aufklärung notwendig: es wird oft behauptet, der Teppich wäre Sondermüll. Das ist nicht korrekt - zumindest bei unserem Anbieter handelt es sich nicht um Sondermüll).
Mögliche Nachteile:
- Also gut, Teppich sieht zunächst gewöhnungsbedürftig aus (daher auch die erstaunten Ausrufe: Was habt Ihr denn da?). Rein optisch ist ein Sandplatz schon schöner. Wenn ich das aber mit der Zeit, die ich in die Pflege des Sandplatzes investiere, gegenrechne, dann pfeif ich ganz großzügig auf die Optik!
- Für den Spitzensport, Springen (also "richtiges" Springen, nicht über ein kleines Cavaletti hüpfen) sowie Reining ist der Boden auf Grund seiner Beschaffenheit nicht geeignet. Interessiert mich aber nicht, weil ich nichts von dem betreibe.
- Pferdeäpfel können nicht mit der Mistgabel entfernt werden - der Landwirt möchte natürlich keinen Teppich in seinem Mist. Ergo: Plastikhandschuh an und händisch abäppeln. Stört mich nicht weiter, denn ich denke frohlockend an die Zeitersparnis! Was mich das früher Zeit gekostet hat, den Platz zu sprengen und zu planen! Stunden meiner Lebenszeit. Da miste ich lieber völlig schmerzfrei mit der Hand ab. Nur wer Pferdekacka mit der Hand abträgt, ist ein echtes Pferdemädchen ;-)
Du siehst, bisher sind wir begeistert vom Otto ReiTex! Aber bis man den schönen Belag nutzen kann, muss man - wie soll es auch anders sein - einige Arbeitsstunden abbuckeln. Der Belag wird mit einem LKW in großen Rundballen geliefert. Also Ballen aufschneiden und nichts wie ran an´s Verteilen!
Beim Verteilen der erste Selbsttest: Wie Du sehen kannst, ist der Belag schön fluffig weich!
Die kompletten Hügel händisch zu verteilen wäre viel zu aufwendig gewesen. Deswegen durfte Bumblebee beweisen, was er kann:
Alles in allem sind wir wirklich zufrieden - und an die Optik haben wir uns auch schon gewöhnt!
Wie wir den Reitplatz finden, ist die eine Sache - wie die Ponys ihn finden, die andere. Dazu gibt es bald einen eigenen Blogbeitrag. Jetzt zeige ich Dir aber erstmal noch ein paar Fotos vom fertiggestellten Reitplatz - inklusive Zaun! Ich persönlich bin BEGEISTERT!
In diesem Sinne
Be shettylicious! Ruth vom Team Shetty-Sport.
Bei Karolina von Pferdefreunde findest Du übrigens auch einen Artikel darüber, wie ein Reitplatz - insbesondere der Unterbau - konstruiert werden muss.